Von Seiten der katholischen Kirche waren 1946 drei Ordensschwestern vom Diözesan-Caritas Verband Hildesheim nach Uelzen geschickt worden, um im Bohldammlager zu helfen. Die seelsorgerische Betreuung wurde von der Uelzener katholischen Gemeinde mit übernommen, die aber durch die Flüchtlinge und Vertriebenen stark gewachsen und der Pfarrer entsprechend überlastet war. Durch den größer werdenden Handlungsbedarf wurde für das Flüchtlingslager ein Geistlicher „abdeligiert“. Für die geistliche Betreuung wurde Pater Georg Thönelt ausgewählt, der in Uelzen in der katholischen Gemeinde angestellt war. Da er selbst Vertriebener war, wurde er als besonders geeignet angesehen, den Dienst im Lager mit zu übernehmen.
Georg Thönelt kann sich erinnerm, dass er immer im Wechsel mit dem evangelischen Diakon mittwochabends eine Andacht in der Kulturbaracke hielt. 1953 sei dann ein eigener Lagerpfarrer in das Flüchtlingslager gekommen, der aber nach kurzer Zeit von Pfarrer Jansen abgelöst worden sei.
Aufgrund des allgemeinen großen Handlungsbedarfs wurde die Arbeit im Lager nach und nach intensiviert. So übernahm die Caritas 1948 nach Absprache mit der Lagerleitung und den anderen Wohlfahrtsverbänden den Aufbau eines Kinderhortes, eine Erzieherin kümmerte sich tagsüber um die bereits schulpflichtigen Kinder. Im März 1949 wurde dann eine hauptamtliche Fürsorgerin mit der Errichtung einer ständigen Caritashilfsstelle im Lager betreut. Sie bekam einen Raum zugewiesen, der sowohl als ihr Schlafraum als auch als Büro und Vorratsraum herhalten musste. Später wurde eine gemeinsame Kleiderausgabe mit der Inneren Mission und Save the Children Fund eingerichtet.
1953 begann die Caritas, ihre Tätigkeit im Lager weiter auszubauen; es konnte eine eigene kleine Baracke errichtet und der Mitarbeiterinnenstab der Einsatzgruppe von einer auf drei im April aufgestockt werden, die auch im Lager wohnten. So wurde im Mai eine Caritasbaracke errichtet und damit die Wirkungsmöglichkeit wesentlich erweitert. Ein Aufenthaltsraum war hier bis zum Abend geöffnet und sollte als Zufluchtsort der Ruhe und Entspannung, zum Lesen, Spielen und Schreiben dienen. Im Büroraum wurde auch eine Bücherei mit 600 neuen Büchern eingerichtet. Nachmittags fand täglich – soweit vorhanden – die Ausgabe von Toilettenartikeln,
Näh- und Stopfgarn und Schreibmaterial statt. Die individuelle Fürsorge sollte durch regelmäßige Besuche in den Baracken und den Krankenstationen gewährleistet werden. Der Hort für die schulpflichtigen Kinder wurde
durch die Einrichtung eines Kinderspielplatzes erweitert. In dem Arbeitsbericht der Caritas vom September
1953 wurde darauf hingewiesen, dass die Arbeit ohne Rücksicht auf die Konfession durchgeführt wurde.
Herr Thönelt erinnert sich an die Arbeit der Caritas im Lager:
„Die haben selbstständig gearbeitet, aber auch Spenden gesammelt. Die Kirche wurde erst errichtet, als ich schon weg war. Die Kapelle hat Jansen errichtet.“
Am 1.10.1953 trat Lagerpfarrer Jansen sein Amt an, und er schien seine Arbeit mit soviel Engagement und persönlicher Ausstrahlung zu betreiben, dass sich der evangelische Diakon schon sorgte, dieser könne der evangelischen Einsatzgruppe gewissermaßen zur Konkurrenz werden. Schon 1954 konnte mit einer Spende aus Belgien eine Baracke angeschafft werden, die auch mit Hilfe von belgischen Studenten aufgebaut wurde. Diese diente nun als und Bügelstube, eine Kapelle und besaß zwei Betreuungsräume für Jugendliche, eine Näh- und Bügelstube, eine Bibliothek, einen Lagerraum und Unterkünfte für das Personal.
Außerdem konnte Pfarrer Jansen weitere Spendengelder eintreiben, mit denen er, wie die
evangelische Vertretung, ein Haus in der Nähe Uelzens für die Mütter- und Kinderbetreuung kaufen konnte.
„Holxen, ja das hat Jansen erst später angeschafft. Der kriegte mal eine große Spende, davon konnte er dieses Haus kaufen. Da sollten sich Leute, die länger im Heim waren, vor allem Frauen, die sollten sich dort erholen können. Das war so eine Erholungsidee. Nein, außer in Holxen gab es kein weiteres Heim. “
Bei dem Heim in Holxen handelte es sich ursprünglich um ein Erholungsheim der Ortskrankenkasse Harburg. Später diente es als Arbeitsdienstlager für Frauen und wurde ab 1945 als Hilfskrankenhaus des Uelzener St. Viti Krankenhauses zur Unterbringung von Infektionskranken übernommen. Im Juli 1947 bis 1949 diente es dann als Tbc-Heim für Asylierungsfälle im Kreis Uelzen.
Ein Mitarbeiterstab, der neben dem Pfarrer aus fünf weiteren Angestellten sowie häufig ehrenamtlich tätigen Helfern bestand, war nicht nur seelsorgerisch tätig, sondern bemühte sich um die weitreichenden Aufgaben im Lager, so u.a. Unterstützung bei der Aufnahme, Besuchen in den Baracken und Stationen, Suche nach Angehörigen oder Vermittlung von Unterbringung in Heimen, Arbeitsbeschaffung u.s.w., um den Menschen den Neubeginn in der Bundesrepublik ein wenig zu erleichtern.