
Im Herbst 1945 wird Uelzen wegen der günstigen Verkehrslage von der britischen Militärregierung für ein Flüchtlingsdurchgangslager ausgewählt. Innerhalb von zwei Wochen entsteht eine Einrichtung, die bis 1947 rund 800.000 Menschen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten aufnimmt. Täglich treffen mehrere tausend Flüchtlinge ein, was große Versorgungs- und Unterbringungsprobleme verursacht. Mit dem Beginn des kalten Krieges (einige Jahre später) kommen zunehmend Menschen aus dem östlichen Teil Deutschlands.
Mit dem Notaufnahmegesetz wird das Bohldammlager zu einem – von zunächst zwei, außer Uelzen noch Gießen, später kommt noch Berlin Marienfelde dazu – zentralen Durchgangslagern für DDR-Flüchtlinge. Nur anerkannte politische Flüchtlinge erhalten eine offizielle Aufnahme, aber auch Menschen ohne Aufnahme finden in der Zeit des Wirtschaftswunders Arbeit und werden in die Gesellschaft integriert. Die politische Entwicklung prägt das Lagerleben stark. Nach der Einrichtung der Sperrzone nimmt die Zahl der Flüchtlinge erneut zu – erst später beruhigt sich die Lage. Das Lager wird modernisiert, fasst rund tausend Menschen und bleibt über Jahre gut ausgelastet. Wohlfahrtsverbände sind nach wie vor für die Betreuung zuständig, und das Lager wird zum wichtigen Wirtschaftsfaktor, da es Hunderte Arbeitsplätze bietet und so wesentlich zum regionalen Wiederaufbau beiträgt.
Mit dem Bau der Berliner Mauer 1961 versiegt der Zustrom. Damit nimmt die aktive Geschichte des Lagers – in dem insgesamt über vier Millionen Menschen registriert wurden – ein Ende: Im Jahre 1963 wird das Notaufnahmelager Uelzen-Bohldamm geschlossen. Rund vierzig Jahre später beginnt die Erforschung seiner Geschichte.